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Gefährliche Motivationsmethoden in Schulen: Wenn Kinder zum Schweigen gebracht werden

„Dir geht es doch gut“: Die gefährliche Botschaft hinter fehlgeleiteter Motivation

Welche Tragweite falsch eingesetzte Managementmethoden haben können, zeigt ein für mich äußerst bedenkliches Beispiel fehlgeleiteter Motivationsversuche.

„Ich habe gehört, du hast ein Dach über dem Kopf, also geht es dir gut!“ Dieser unüberlegte Satz wurde verwendet, um einer Gruppe zu vermitteln, dass es ihnen gut gehen müsse. Dabei ignorierte die Person, dass jemand in der Gruppe auf die Frage „Wie geht es euch?“ eine ehrliche, aber negative Antwort gegeben hatte, die nicht gehört werden sollte.

Besonders in Schulen sendet diese Haltung eine gefährliche Botschaft an Kinder und Jugendliche: Sie suggeriert, dass oberflächliche Lebensumstände wichtiger sind als ihr emotionales Wohlbefinden. Ein Mobbingopfer hört: „Solange du ein Dach über dem Kopf hast, hast du keinen Grund zu klagen.“Dem Opfer sexuellen Missbrauchs wird signalisiert: „Dein Leid ist irrelevant, solange du versorgt bist.“Dem geschlagenen Kind wird indirekt gesagt: „Deine Schmerzen zählen nicht, solange dein Grundbedürfnis nach einem Zuhause erfüllt ist.“

Solche Aussagen verharmlosen das tiefe seelische Leid, das Betroffene in diesen Situationen durchleben. Sie verschleiern die Dringlichkeit der Probleme und verhindern, dass notwendige Hilfe und Unterstützung rechtzeitig bereitgestellt werden.

Wer solche Methoden einsetzt, manipuliert die Wahrnehmung seines Gegenübers und verzerrt Stimmungsabfragen in Gruppen. Dies beseitigt keine Probleme, sondern verschleiert sie lediglich. Besonders gefährlich wird es, wenn dadurch schwerwiegende Themen in den Hintergrund gedrängt werden und Betroffene so zum Schweigen gebracht werden.

Derartige Methoden haben in Schulen eigentlich keinen Platz, werden aber leider immer wieder eingesetzt. Keineswegs möchte ich an dieser Stelle Lehrkräften Böswilligkeit oder schlechte Absichten unterstellen, doch eine fehlgeleitete positive Intention ändert nichts am schrecklichen Ergebnis solcher Methoden.

Mediation an Schulen deckt nicht nur Probleme auf, sondern löst sie auch. Sie bietet allen Beteiligten, einschließlich der Lehrkräfte, die Möglichkeit zur Reflexion und zur Betrachtung von Problemstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Auf diese Weise wird auch bei problematischen Methoden sichtbar, was in den Beteiligten vorgeht, und wie auf fragwürdige Praktiken verzichtet werden kann.

Wie kannst du als Lehrkraft etwas ändern?

1. Höre hin, was deine Schüler:innen wirklich sagen!

Achte darauf, wie Schüler:innen ihre Gefühle ausdrücken. Sätze wie „Es geht mir **eigentlich** gut“ sind oft ein Hinweis darauf, dass nicht alles in Ordnung ist. Das Wort „eigentlich“ deutet häufig auf ein tieferliegendes Problem hin, das angesprochen werden möchte. Es ist wichtig, nicht nur die oberflächliche Aussage zu hören, sondern die Bedeutung dahinter zu erkennen. Vorsicht: Wer lediglich die Bedeutung des Wortes „eigentlich“ erklärt und Schüler:innen erzieht, es nicht zu benutzen, riskiert, dass Kinder und Jugendliche lernen, Missstände zu verbergen. Natürlich sollten sie verstehen, was das Wort bedeutet, aber es sollte ihnen auch erlaubt sein, es zu verwenden, wenn nicht alles in Ordnung ist. Der Fokus sollte immer darauf liegen, ihnen zuzuhören und sie zu ermutigen, offen über ihre Gefühle zu sprechen.

2. Sei authentisch!

Auch Lehrkräfte haben Gefühle, und es ist völlig in Ordnung, diese anzusprechen. Authentizität schafft Vertrauen und eine offene Atmosphäre. Du kannst beispielsweise sagen: „Mir geht es heute nicht so gut, aber ich bin trotzdem hier, weil ich mich nicht demotivieren lassen wollte und mit euch etwas lernen möchte. Wie geht es euch heute?“

Indem du offen mit deinen eigenen Gefühlen umgehst, ermutigst du die Schüler:innen, dasselbe zu tun. Diese Ehrlichkeit zeigt ihnen, dass es okay ist, Schwäche zu zeigen und dennoch motiviert zu bleiben. So wird das Klassenzimmer zu einem Raum, in dem Emotionen ernst genommen und offen kommuniziert werden dürfen.

3. Nimm deine Schüler:innen ernst und vorverurteile sie nicht!

Besonders in der Arbeit mit Migrant:innen und Menschen mit Behinderungen erlebe ich oft, dass Lehrkräfte die Fähigkeiten ihrer Schüler:innen unterschätzen. Aussagen wie „Der kann das halt nicht“ spiegeln keine wertschätzende oder zukunftsorientierte Haltung wider. Jedes Kind hat möglicherweise besondere Bedürfnisse, doch oft sind die größten Barrieren nicht die Kinder selbst, sondern das mangelnde Vorstellungsvermögen und die fehlende Offenheit der Umgebung für neue Lösungsansätze.

Hinterfrage als Lehrkraft zuerst deinen eigenen Ansatz: Hast du wirklich alles getan, um die Schüler:innen ans Ziel zu führen? Gibt es alternative Wege, um Wissen und soziale Kompetenzen zu vermitteln? Wenn etwas nicht funktioniert, bedeutet das nicht, dass das Kind unfähig ist, eine Lösung zu finden – möglicherweise passt einfach deine Methode nicht zu den individuellen Bedürfnissen des Kindes. Offenheit für neue Wege und ein Perspektivwechsel können helfen, die Potenziale aller Schüler:innen zu erkennen und zu fördern.

Hol unterstützung von Außen!

Externe Mediator gehen neutral und allparteilich auf die Problemstellungen in deiner Klasse ein und unterstützen Schüler sowie Lehrkräfte aktiv bei der Lösungsfindung von Konflikten. Diese Konflikte können sowohl zwischen den Schüler als auch zwischen Lehrkräften und Schüler bestehen. Als Mediator arbeiten wir ergebnisoffen, was uns oft zu einem echten Gamechanger im Schulsystem macht. Durch unsere neutrale Position helfen wir, Missverständnisse aufzulösen und neue Wege der Zusammenarbeit zu ermöglichen, die das Klima in der Klasse nachhaltig verbessern.